Europaromantik
Ein in Amsterdam lebender irakischer Kurde, der sieben Sprachen spricht, hat mich am Montag Abend beim Gespräch in einer verrauchten Bar mit Kunstlederpolstern und Linoleumboden dazu ermuntert, auf deutsch zu schreiben. Deswegen tue ich es.
Das nur nebenbei.
Eigentlich geht es um Europaromantik. Um das Gefühl, das ich hatte, als ich das erste Mal bei der Station Schuman aus der Metro raufgekommen bin, mit 40 Kilo Zeug und einer desorientierten Bulgarin im Gepäck. Ich wusste, dass dort direkt das Kommissionsgebäude steht und habe nichts Besonderes erwartet, einen modernen Zweckbau in Plus-Form halt. Aber da waren dann plötzlich die Flaggen in front of Berlaymont! Ohne Witz, mein Herz hat einen Sprung gemacht.
Folgender Gedanke ist mir ohne Ankündigung durch den Kopf gegangen: Hätten meine Eltern, aufgewachsen im sozialistischen Ungarn und ausgewandert 1984, um endlich unbehelligt zu reisen und zu denken, sich jemals vorstellen können, dass es eine EU geben wird? Dass Ungarn Teil davon sein wird? Dass die besagten drei Stunden Wartezeit bei Hegyeshalom zu einer nostalgisch verklärten Erinnerung ihrer Tochter werden? Und dass diese Tochter eines Tages in der Hauptstadt der EU und im Zentrum ihrer Macht arbeiten wird? (Natürlich nicht.)
Ok, ich arbeite (noch) nicht hier und das alles klingt bisschen pathethisch, aber ich war trotzdem glücklich und froh und stolz, als ich die 27 schönen blauen Flaggen im Wind sah. Das, was hier repräsentiert wird, das bin ich. Dieses Gefühl ist toll. Es ist aufregender, als das erleuchtete Kolosseum bei Nacht, der erste erhaschte Blick auf die Klagemauer in Jerusalem oder die Aussicht vom Empire State Building.
In dieser Hinsicht ist Roundpoint Schuman vielleicht doch nicht der hässlichste Platz auf Erden, sondern der für mich schönste und es ist ein unglaubliches Privileg, dass ich jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit an den 27 Flaggen vorbeilaufen darf.
Katikám,
ma valahogy megint idekeveredtem és az jutott eszembe, hogy ez az írás kitünö lenne egy motivációs levélnek. (Kb.)
Na ja – reméljük, még sor kerül erre is